Brav sein ist schwer!

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Unsere letzte Nachkontrolle in der Therapiehundeausbildung fand zwei Tage nach dem misslungenen Praxiseinsatz statt. Unser Fauxpas beim Praxiseinsatz und Jamies Aufregung, sein Zittern und Jammern – vor allem in Anwesenheit von anderen Hunden – hatte die Prüferinnen dazu bewogen, alles an uns beiden in Frage zu stellen.

Das Zittern und Jammern ist seit der Kastration wesentlich weniger geworden, und die Aufregung in Anwesenheit von fremden Hunden ist im Alltag kein Thema – wir sind nicht ständig von fremden Hunden umgeben, die er nicht begrüßen darf. Die Frage, ob er gesund ist, ist mittlerweile auch geklärt.

Jamie muss in die Box

Die Prüferinnen fanden es außerdem unverantwortlich von mir, dass ich Jamie mit zur Arbeit nehme. Nicht, weil sie Angst hatten, er könnte dort einem Patienten Schaden zufügen. Aber sie waren der Meinung, das würde extrem stressig für ihn sein. Ich weiß mittlerweile ganz sicher, dass die wirklich stressigen Situationen für meinen Hund (und für mich) vor allem in Zusammenhang mit Prüfungssituationen zu suchen sind. Und beides gibt es in unserem Alltag und Berufsalltag nicht – oder nur die angenehm aufregende Seite davon. Und die bewirkt ja den guten Stress, den Eustress.

 

Mir wurde aufgetragen, Jamie in die Hunde-Box zu schicken, während ich mit Patienten arbeite. Diese haben sich darüber sehr gewundert – manche nehmen es mir übel, dass mein Hund jetzt dort „eingesperrt“ wird.

Jamie hingegen nimmt es recht gelassen. Er darf ja die Patienten vorher noch begrüßen, sich streicheln lassen und manchmal auch einen Trick zeigen. Und in der Box fühlt er sich genauso wohl wie auf der Decke. Und ich muss zugeben, dass er sich in der Box tatsächlich am besten entspannen kann.

Jetzt gibt es nur noch Spaß

So viele Monate haben wir damit verbracht, das zu trainieren, was er am schlechtesten kann: brav und geduldig sein, warten, ruhig sein, gehorsam sein. Nur damit wir endlich diesen Ausweis in den Händen haben, der besagt, dass er ein ausgebildeter Therapiehund ist. Wir brauchen diesen Ausweis. Verständlicherweise wollen die Krankenkassen nicht, dass bei den Therapien ein nicht ausgebildeter Hund anwesend ist.

Aber die kommenden Monate machen wir nur noch, was uns Spaß macht: lange spazieren gehen, uns mit Hunde-Freunden treffen, mit anderen Hunden spielen, Tricks lernen, Agility, Social Walks, Wandern, Schwimmen,…. Und Arbeiten gehen. Macht uns auch Spaß – meistens auf jeden Fall.

Irgendwann im Herbst müssen wir noch unsere zwei ausstehenden Praxiseinsätze absolvieren und im November steht wieder die Nachkontrolle an. Aber daran möchte ich jetzt noch nicht denken. Jetzt will ich einfach nur eine schöne Zeit mit meinem Hund verbringen. Das haben wir uns verdient.

Jedem das Seine

Filippo hatte aufgrund seines ruhigen, gutmütigen Wesens in der Ausbildung keine Probleme. Aber auch er hatte einen kleinen Dickschädel und glücklicherweise ist nie ein Hase über den Übungsplatz gelaufen. Das hätte uns zum Verhängnis werden können.

Ruhig und gelassen sein, wie Filippo, ist nicht Jamies Stärke – aber die Patienten schätzen seine Fröhlichkeit und seine Freundlichkeit. Sie mögen ihn, weil er pfiffig, frech und schlau ist. Sein Charme ist nicht von der Bereitschaft zur Unterordnung geprägt. Auch wenn ich manchmal damit überfordert bin – dafür liebe ich ihn. Genauso wie ich und die Patienten Filippo für seine Sanftmut geliebt haben.

Wie jeder Mensch, sollte auch jeder Hund die Möglichkeit haben, sein zu dürfen wer er ist und seine Persönlichkeit leben dürfen. So lange er damit niemandem einen Schaden zufügt und in dem Ausmaß, wie es in seiner Umgebung möglich ist. Jetzt muss ich noch daran arbeiten, nicht ständig das Gefühl zu haben, ich müsse mich für Jamies Verhalten bei anderen entschuldigen.

 

Einen erfolgreichen Tag!

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