Gesetze einer Freundschaft
Die Entrümpelung meines Wohnwagens, meiner Wohnung und meiner Vergangenheit war anstrengend, aber jetzt fühle ich mich frei und erleichtert. Abgeschlossen habe ich die Zeit mit einer Wohlfühl- und Gesundheitswoche in einer Therme, in der auch noch mein Körper und meine Seele von allem befreit wurden, was mir nicht mehr gut getan hat. Ein Neubeginn bahnt sich an.
Dennoch gibt es noch etwas, was nicht ganz abgeschlossen ist. Das ist die Therapiehunde-Ausbildung mit Jamie.
Jamie und ich hatten einen entspannten Sommer. Im Alltag – auch im Berufsalltag – haben wir uns zusammengerauft und einen Weg gefunden, gut miteinander zurecht zu kommen. Jamie ist noch immer sehr lebhaft und lustig, aber auch sensibel und anschmiegsam. Ich mag seinen Charakter.
Zu seiner Persönlichkeit gehört aber auch, immer wieder aufs Neue die Grenzen auszuloten. Er weiß genau, dass sein Frauchen manchmal schwach und manipulierbar ist, und dass sie es dann mit den Regeln nicht ganz so genau nimmt. Jamie fordert Grenzen und die Einhaltung von Regeln heraus. Ich finde das einerseits sehr anstrengend, merke aber auch immer wieder, wie wichtig es ist, dass ich weiß was ich von ihm will und mich entsprechend verhalte.
Hunde brauchen Grenzen
Zu dem Thema ist mir ein Buch in die Hände gefallen – geschrieben von Michael Grewe und Inez Meyer. Michael Grewe ist eine bedeutende Persönlichkeit in Sachen Hundeerziehung. Er hat gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen Dr. Eric Zimen das CANIS Zentrum für Kynologie gegründet. Der Titel des Buches: „Hunde brauchen klare Grenzen. Gesetze einer Freundschaft.“
In dem Buch finden sich keine Anweisungen für konkrete Problem-Situationen. Es ist vielmehr eine Lektüre, die eine bestimmte Einstellung zum Thema Hunde-Erziehung vermittelt. Eine sehr glaubwürdige und praktikable Einstellung, wie ich finde. Eine Erziehung, in der klar ist, dass ein Hund Grenzen erfahren muss. Dass es sogar die Pflicht des Hundehalters ist, für Regeln und Grenzen zu sorgen – auch wenn diese mitunter „schmerzhaft“ sind. Schmerzhaft im Sinne von: Es tut manchmal weh, nicht alles zu dürfen. Niemals im Sinne von Gewalt!
Grewe stellt da und dort Vergleiche mit Kleinkindern auf. Der Erwachsene hat dafür zu sorgen, dass es dem Kind (und der Umgebung des Kindes) gut geht. Selbst wenn das mit Protest des Kindes (und mit bösen oder mitleidigen Blicken von anderen Eltern oder PädagogInnen) einhergeht. Eigene Erfahrungen des Autors und praktische Beispiele verdeutlichen das einprägsam und humorvoll. Es macht eben keinen Sinn, mit einem Kleinkind darüber zu diskutieren, ob es sich im Auto angurten muss oder nicht, ob es bei Schneematsch mit Socken auf die Straße darf oder im Restaurant die Gäste am Nachbartisch mit Spagetti beworfen werden dürfen. Und es macht keinen Sinn, in diesem Fall dieses Verhalten zu ignorieren oder verstehen zu wollen, sondern dem Kind deutlich zu machen, welches Verhalten erwünscht und welches unerwünscht ist.
Freiheit und Grenzen
Die Beziehung zwischen Eltern und Kleinkindern kann genauso wenig eine gleichberechtigte Partnerschaft sein, wie die zwischen Hundehalter und Hund. Kleinkinder sind damit überfordert. Hunde ebenso. Grenzen sind genauso wichtig wie Freiheit. Die Autoren beschreiben es so: „Nehme ich meinen Hund als Hund wahr und gebe ihm innerhalb eines stabilen, begrenzenden Rahmens seiner Art entsprechende Freiheiten, vermittle ich Sicherheit und Verlässlichkeit – die unabdingbare Voraussetzung einer engen Bindung.“
Die Autoren klären über die grundlegenden Arbeitsweisen von Hundeschulen und Modetrends in der Hundeerziehung (wie das Klickertraining) auf. Darüber, was wann und wo seine Berechtigung hat oder nicht. Zum Beispiel, dass das Training mit dem Klicker kein geeignetes Mittel ist, um dem Hund ein angemessenes Sozialverhalten beizubringen. Um einem Hund einen Trick zu lernen, macht es Sinn. Dazu war es ursprünglich auch gedacht.
Die häufigsten Probleme im Zusammenleben mit einem Hund – der sich aggressiv verhaltende Hund, der jagende Hund und der sich ängstlich verhaltende Hund – werden thematisiert. Ebenso Erziehungsfehler und Erziehungsfallen.
Ich war (und bin es immer wieder noch) sehr anfällig dafür, Jamie wie einen gleichberechtigten Partner zu behandeln. Ich habe manchmal regelrecht ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihm Gehorsam abverlange oder seinen mitleidserregenden Blick ignoriere. Das Buch hat dazu beigetragen, mir erneut bewusst zu machen, dass Grenzen gut und wichtig für ihn sind.
Ein Buch, das witzig und gut verständlich geschrieben zusammenfasst, wie die Freundschaft mit einem Hund gelingen kann.
Einen erfolgreichen Tag!
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